Einige Monate ist es schon her, seit das neue Modell Raspberry Pi B+ angekündigt und am Markt eingeführt wurde. Auch das neue Modell ist bereits der Bestseller im Bereich der Einplatinencomputer für Heimautomation und allerlei Bastelprojekte.
Nutzerkommentare auf Handelsplattformen lassen darauf schließen, daß viele Bastler aufgrund einiger der neuen Charakteristika immer noch auf das Vorgängermodell setzen, welches sich nun allerdings im Ausverkauf befindet. Daher lohnt sich ein Vergleich der beiden Modelle.
Chipsatz und Speicher
Während der erste Raspberry Pi am Markt noch lediglich über 256MB RAM verfügte, wartet der Raspberry Pi B+, wie auch schon das Vorgängermodell, mit 512MB RAM auf. Auch die Auwahl der Chipsatz hat sich nicht verändert. Zum Einsatz kommt ein Broadcom BCM2835 Prozessor mit Medien- und 3D-Beschleunigung, optimiert für Bildwiedergabe und Medienstreaming, Full-HD (1080p). Damit ist das Modell B+ bei sehr geringem Stromverbrauch nicht nur als kleiner Rechenknecht oder als Heimserver interessant. Gerade die weiter unten beschriebenen Neuerungen kommen vor allen Dingen jenen zu Gute, die das Gerät zur Heimautomation oder als Mediencenter benutzen möchten.
Mehr und veränderte USB-Ports
Die augenscheinlichste Neuerung ist ohne Frage die Austattung des Raspberry Pi B+ mit insgesamt vier USB-Ports, anstelle der zweien des Vorgängers. Für Betreiber von Heim- und Medienserver bringt dies ausschließlich Vorteile mit sich. Bei dem in einem früheren Beitrag beschriebenen Projekt eines Internetradio- und Musikplayers wäre es nun nicht mehr erforderlich beim Einsatz von externen Speichermedien einen USB-Hub hinzuzukaufen. Neben einem WLAN-Stick und einer externen Soundkarte wäre immer noch genügend Platz für zwei externe Speichermedien. Auch die Energieversorgung der Hauptplatine wurde entsprechend optimiert, um den Stromverbrauch etwas zu senken und mehr Leistung auf die vorhandenen USB-Ports zu leiten. Dies kommt dem gleichen Zweck zu Gute, damit der erhöhte Stromverbrauch großer externer Speichermedien bedient werden kann.
Auf der anderen Seite wird beim Modell B+ der Rückfluß von Strom über die USB-Anschlüsse an die Platine verhindert. Damit wurde auf eine weit verbreitete Kundenkritik reagiert, daß USB-Hubs mit eigener Stromversorgung das Raspberry Pi lahmlegen konnten.
Die Power-LED erlischt nun, wenn die Stromzufuhr unter einen kritischen Wert absinkt. Sehr praktisch um einen Warnhinweis zu haben, wenn mehrere Verbraucher verbunden sind.
Verbesserte Soundqualität?
Auf ein oft berichtetes Problem, einem deutlich vernehmbaren Knacksen beim Start und Stopp von Audiowiedergaben, haben die Entwickler geantwortet. Das Knacksen konnte beim neuen Modell behoben werden. Jedoch deuten einige Kundenrezensionen darauf hin, daß wegen der veränderten Stromführung auf der Platine nun ein verstärktes Grundrauschen zu hören ist.
Da ich persönlich einen Raspberry Pi als Musikserver einsetze, möchte ich bei der Klangqualität keine Abstriche machen, weswegen ich nach wie vor den eingebauten Klinkenanschluß nicht nutze, sondern eine externe Soundkarte für diesen Zweck benutze.
Mehr GPIO-Pins
Raspberry Pi B+ weist nun 40 GPIO-Pins auf, wobei die ersten 26 exakt gleich belegt wurden wie beim Vorgängermodell und eine vollständige Abwärtskompatibilität gewahrt bleibt. Darüber freuen sich vor allen Dingen Bastler die das Pi als Steuergerät für ihre Projekte einsetzen und zeigt, daß nicht nur an die Heimnetzwerker gedacht wurde.
Zahlreiche am Markt erhältliche Platinen und Steuergeräte lassen sich direkt auf die Schnittstelle aufsetzen und auch ein herkömmliches IDE-Kabel könnte die Verbindung herstellen.
SD-Kartenschlitz
Um für die Erweiterungen mehr Platz zu machen werden nun Micro-SD Karten verwendet. Die Karte soll besser in den Slot einrasten und ragt nun nicht mehr so weit aus dem Gehäuse heraus. Es dürfte nun nicht mehr so einfach sein die Karte versehentlich zu beschädigen. Die Karte rastet nun spürbar ein und lässt sich durch leichten Druck in die Fassung wieder entfernen.
Qualitätsunterschiede beim Kauf
Raspberry Pi werden durch mehrere Hersteller unter Lizenz gefertigt. Nutzer berichteten häufig Probleme mit Geräten, die in China gefertigt wurden. Zwar wird heute nahezu alles, auch hochwertige Elektronik, in China gefertigt, aber bei den in China gefertigten Raspberry Pi handelt es sich meist deutlich minderwertige Geräte. Bei deutlich reduziertem Preis wäre es eventuell gerechtfertigt ein solches Gerät anzunehmen. Viele Händler bieten jedoch die Chinaware zum gleichen Preis an wie die in Großbritannien gefertigten. Wer also 30 Euro oder mehr für ein China-Modell bezahlt hat, sollte von seinem Umtauschrecht Gebrauch machen.
Fazit
Durch die Veränderungen am Gerät sind nur sehr wenige Features weggefallen, etwa der Stromrückfluß über USB-Anschlüsse. Diese Funktion dürfte allerdings nur sehr wenige, spezialisierte Anwendungszwecke betreffen. Für solche ist das ältere Modell B nach wie vor am Markt erhältlich.
Die zahlreichen Optimierungen und erweiterten Anschlußmöglichkeiten haben die Bedienbarkeit des Raspberry Pi bei unveränderten Kosten erheblich verbessert. Auch für Bastler ist durch die erhöhte Anzahl GPIO-Pins ein gutes Argument geschaffen worden. Wer bisher noch kein Raspberry Pi hatte oder noch ein zusätzliches Gerät für das Heimnetzwerk benötigt, der ist gut beraten zum neuen Modell B+ zu greifen.
1 Gedanke zu „Was ist neu beim Raspberry Pi B+?“