Warum Microsoft nicht an öffentlichen Institutionen eingesetzt werden darf

Die Migration öffentlicher und staatlicher Institutionen hin zu freien Dateiformaten und Betriebssystemen erfährt immer wieder einige Dämpfer. Jedes Projekt das einmal in Probleme geraten ist bringt wieder die alte Mähre Microsoft ins Gespräch. Dabei ist in übernationalen Verordnungen – die oft erst noch nationaler Gesetzgebung ratifiziert werden müssen – der Einsatz standardisierter und offener Kodierung aus vielen Gründen festgeschrieben. Dazu gehören unter anderem:

Freier Zugang zu öffentlicher Infomation durch den Buerger (Informationsfreiheit)

Um einer größtmöglichen Anzahl Benutzern den barriefreien Zugang zu Informationen gemäß Transparenzgesetzen zu ermöglichen ist es erforderlich überhaupt erst einmal offene Formate einzusetzen und solche zu vermeiden, die den Einsatz proprietärer (d.h. geschlossener Quellcode) Software erfordern. Eine Institution muß dazu angehalten werden den Zugang möglichst barrierefrei zu gestalten. Dies hieße im Alltag zum Beispiel, daß von einen Bürger nicht verlangt werden kann spezielle und kostenpflichtige Software einzusetzen um die angebotenen Daten nutzen zu können.

Beständigkeit öffentlicher Information

Datenbestände müssen in der öffentlichen Verwaltung oft über mehrere Jahrzehnte gespeichert und zugänglich gehalten werden. Wenn Informationen auf Papier vorgehalten werden, stellt sich das Problem, daß das Material sich nicht ewig hält. Papier zerfällt. Doch digitale Information hält sich oft noch viel schlechter. Gerade proprietäre Software kann oft keine Rückwärtskompatibilität gewährleisten. Schon binnen 5 Jahre kommen neuere Programmversionen auf den Markt, die nicht mehr in der Lage sind das hauseigene Vorgängerformat korrekt und ohne Datenverluste wiederzugeben.

Dies können nur offene und offiziell standardisierte Formate gewährleisten wie RTF, ODF oder PDF/A. Die Offenheit der Formate gewährleistet, daß selbst wenn das Erstellerprogramm schon lange nicht mehr in Gebrauch ist, es in Zukunft immer Programme geben wird die das Dateiformat verlustfrei wiedergeben können.

Datensicherheit

Die Haltbarkeit einer Datei ist schon ein Teil der Sicherheit. In diesem Fall ist aber insbesondere die Freiheit von Schadcode gemeint. Wie ließe sich das sicherstellen, wenn nicht der Quellcode der eingesetzten Software komplett offen und erhältlich ist? Die Antwort ist natürlich: mit geschlossenem Code, closed-source, geht es auf jeden Fall nicht. Mit open-source macht es Mühe, aber es ist möglich. Die Reihe an Datenskandalen ist mittlerweile so lang, daß ich mir eine Aufzählung an dieser Stelle erspare. Es steht ohnehin fast jede Woche etwas dazu in der Presse.

Oft ist es aber gerade die einfache Verhaltensänderung die so schwer fällt in einer Institution oder auch einem Unternehmen mit Mitarbeitern, die ubiquitäre Verfügbarkeit von Daten durch Cloudsysteme schätzen gelernt hat. Nicht öffentliche Daten gehören einfach nicht eine Cloud. Auch Kundendaten privater Unternehmen haben dort nichts verloren, genausowenig Austauschdateien von Arbeitsgruppen.

Wann schließt Deutschland zur „zweiten Welt“ auf?

Ein Teil der Argumente wurde einer Diskussion peruanischer Kongressabgeordneter mit der Firma Microsoft entnommen. Diese geht natürlich noch einige Schritte weiter als mein kurzer Abriss hier. Aber die Frage muß schon erlaubt sein, wann wir in Deutschland in der Lage sein werden es zivilisatorisch mit einem „Zweite-Welt-Staat“ wie Peru aufzunehmen?

 

Schreibe einen Kommentar