Geständnis eines Journalisten: wir dürfen nicht anders schreiben!

Wer schon einmal ein irgendein Ereignis erlebt hat, welches anschließend in der Presse kolportiert wurde, mag auf Ähnliches bereits gestoßen sein. Die Berichterstattung entspricht oft nicht dem was man mit eigenen Auge bezeugt hat. Sicherlich kann man Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven beleuchten und in Einzelheiten eine abweichende Auffassung vertreten, aber die meisten verfügen schon über ein feines Gespür dafür, wenn mißliebige Details gerne ausgespart werden. Andere Aspekte die gut in das beabsichtigte Narrativ passen werden überbetont oder sogar hinzugedichtet. Sprich: aus unterschiedlichen Gründen soll den Lesern ein Bär aufgebunden werden.

Redakteur räumt tendentiöse Berichterstattung ein

Anlässlich der Berichterstattung zur Winterolympiade in Sotschi im Jahr 2014 hatte sich ein guter Bekannter von mir bereits bei der regionalen Tageszeitung seines Vertrauens über die unerklärlich negative Berichterstattung beschwer und ließ nicht locker bis er einen der verantwortlichen Redakteure am Telefon hatte. Der räumte nach einer Weile im Gespräch schließlich ein: „Das ist uns von oben vorgeschrieben, wir können nicht anders schreiben!“

Die Redakteure der jeweiligen Zeitungen werden anscheinend unter Druck gesetzt den eigenen Beiträgen die erwünschte tendentiöse Färbung zu verleihen. Sollte diese nicht ins Programm passen wird natürlich nicht veröffentlicht und der jeweilige Redakteur müsste um seinen Job fürchten.

Alles nur anekdotische Berichte und nicht representativ für unsere Medienlandschaft? Das würde ich nur zu gerne glauben. Aber die steigende Anzahl verschiedener sogenannter „Watchblogs“ spricht eine andere Sprache. Alleine die vielen Verfehlungen, gerade die Tagesschau als Nachrichtensendung betreffend, die von der Ständigen Pulbikumskonferenz aufgelistet und regelmäßig angemahnt werden, stellen ein verheerendes Zeugnis aus. Und dies sind Medien, die per Zwangsbeitrag von jedermann bezahlt werden und eigentlich einigen Mindeststandards in Sachen Neutralität und politischer Unvoreingenommenheit von Gesetz her genügen müssen.

Wie Anzeigenkunden ein Branchenblatt vernichten

Eine weitere Bekannte arbeitete einige Zeit in der Redaktion einer Fachzeitschrift einer hier nicht näher bezeichneten Branche in Deutschland. Zumindest bezüglich politischer Fehlfärbung sind Fachzeitschriften grundsätzlich erst einmal unverdächtig. Was den Angestellten dort aber zunehmend zu schaffen machte war die zunehmende Abhängigkeit von Anzeigenkunden derselben Branche. Die spannendsten und fortschrittlichsten Themen konnten dort eigentlich nie veröffentlicht werden weil immer die Gefahr bestand einen der untereinander konkurrierenden Anzeigenkunden zu vergraulen. Eine gute Presse sollte eigentlich immer auch kritisch hinterfragen und Fehlleistungen kommentieren, was nicht geschah.

Dieselbe Branche ist wegen etlichen Manipulationen immer mehr in Verruf geraten, die schlechten Nachrichten kamen verstärkt von außen, also in Form von tagesaktuellen Meldungen. Das Blatt von dem ich hier spreche gibt es heute nicht mehr.

Absatz der Printmedien seit 25 Jahren rückläufig

Der deutsche Markt für Presse- und Printerzeugnisse ist dramatisch eingebrochen und der Boden ist noch lange nicht erreicht. Sehr auffällig ist der Rückgang der abgesetzten Tageszeitungen seit dem Jahr 1991. In diesem Jahr begann der zweite Golfkrieg und die Medien wurden nicht Müde die Kriegstrommeln zu schlagen. Seitdem ist das Vertrauen in die Qualitätsmedien kontinuierlich gesunken, genauso wie die Absatzzahlen.
Von 1991 bis 2014 ist die verkaufte Auflage deutscher Tageszeitungen um ganze 37,5% zurückgegangen. Die Angebote im Internet waren zu Beginn der Neunzigerjahre sicherlich nicht so zahlreich und spannend um als Erklärung in Betracht zu kommen. Allerdings werden diese nun immer besser, sodass mit weiteren dramatischen Absatzeinbrüchen zu rechnen ist. Mit der Frankfurter Allgemeine und der Financial Times Deutschland haben zwei sehr hochkarätige Namen letztes Jahr bereits die Segel gestrichen.

Alternative: nutzerfinanzierte Medien?

Medien die sich nicht aus Werbung sondern alleine aus Beiträgen der Benutzer finanzieren sind in Deutschland noch immer eine Ausnahmerscheinung. Mit den Krautreportern hat letztes Jahr ein vielversprechendes Projekt begonnen und ich plädiere sehr für deren Unterstützung, wenn viele Inhalte dort nicht mein Interesse zu wecken vermögen. Die Anzahl der Nutzer, die sich den traditionellen Medien abwenden und fortan nur noch täglich in ihre Timeline schauen, relevante Nachrichten auf Reddit erhalten und alternative Medien konsumieren kann dadurch nur noch steigen.

Quellen:

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