Eine kleine harmlose App um schnell und direkt neue Bekanntschaften zu schließen? Klingt erst mal nicht schlecht. Noch dazu sind die Hürden für den Einstieg denkbar niedrig. Kurze Anmeldung, eine E-mail bestätigen und los geht’s. Den meisten Benutzern dürfte mittlerweile klar sein, daß bei mehr oder weniger regelmäßiger Benutzung beim Dienstanbieter eine Vielzahl von Daten auflaufen. So meinte beispielsweise eine Nutzerin, Judith Duportail, in einem Artikel beim Guardian Folgendes:
As I flicked through page after page of my data I felt guilty. I was amazed by how much information I was voluntarily disclosing: from locations, interests and jobs, to pictures, music tastes and what I liked to eat. But I quickly realised I wasn’t the only one. A July 2017 study revealed Tinder users are excessively willing to disclose information without realising it.
Mit der Benutzung des Dienstes willigt man schließlich durch die AGB des Anbieters ein, daß sämtliche Daten dritten Parteien übermittelt werden dürfen und ohnehin nicht zuverlässig geschützt werden können. Da es sich wirklich um intimste Daten, wie sexuelle Vorlieben, handelt, darf man sich manchmal wundern, ob man bei der Herausgabe der Daten noch von einer Freiwilligkeit sprechen kann, oder ob es sich nicht um grenzenlose Naivität oder Ignoranz handelt. Die oben verlinkte Studie scheint ja nahezulegen, daß man von einer bewussten Entscheidung dabei nicht mehr sprechen mag.
Was ist es, was die Menschen zu solch hirnrissiger Gedankenlosigkeit antreibt? Unbefriedigte Triebe, Selbstdarstellungsbedürfnis, Konformitätsdruck? So sehr man sich für die Rechte der „einfachen“ Leute stark machen möchte und sollte, ich kann nicht verleugnen, daß ich von der Primitivität dieser Beweggründe manchmal tief enttäuscht bin.