In der Öffentlichkeit scheint man sich manchmal oberflächlicher Vorwürfe zu bedienen um einer aufmerksameren Auseinandersetzung mit dem Thema von vornherein aus dem Weg zu gehen. Beim Thema der digitalen Währungen, allen voran Bitcoin, sind dies zwei Vorwürfe die sehr oft wiederholt werden: sobald ein kleiner Börsenplatz hops genommen wird, unterstellt man dem Protokoll eine inhärente Unsicherheit. Der andere Vorwurf betrifft die angeblich ungeheure Energieverschwendung, welche durch den Betrieb der gesamten Rechensysteme hinter Bitcoin erzeugt wird. Letzteres Thema möchte ich ein wenig näher beleuchten.
Ist Bitcoin ineffizient?
Ein Vorteil der Blockchaintechnologie wird rhetorisch in ihr Gegenteil verkehrt. Der Vorteil liegt darin, daß der Energieverbrauch des gesamten, dezentralisierten Rechensystems recht transparent und einfach zu beziffern ist.
Was den Verbrauchern dagegen völlig intransparent und unklar ist, ist welcher Aufwand für den Betrieb der alltäglichen Zahlungsmethoden via Bargeld oder Kreditkarte bereits betrieben wird. Kreditinstitute unterhalten selbst sehr aufwendige und verschwenderisch dimensionierte IT-Systeme und Rechenzentren, etwa zur Pflege von Kundendaten, Anlage von Profilen oder zur Aufdeckung mißbräuchlicher Zahlvorgänge. Die Anforderungen allein dieser Vorgänge schlagen den Energiebedarf einer Blockchaintechnologie bereits bei weitem. Dabei muß man auch beachten, das Blockchaintechnologie wesentlich besser skaliert. Würden zehn mal soviele Transaktionen in Bitcoin abgewickelt werden, heißt dies nicht automatisch, daß zehnmal soviele Ressourcen dafür benötigt würden.
Aber es ist bei IT-Infrastruktur noch nicht schluß. Jeder kennt die großen Bankentürme. Man stelle sich die Kosten dafür vor, die Betriebskosten, die Aufwendungen für Personal, den Unterhalt für hochsichere Tresorräume, regelmäßige Geldtransporte und viele mehr. Dies sind alles Kosten, welche niemals dem Betrieb von Bitcoin gegengerechnet wurden und wir können uns alle vorstellen, wie eine solche Rechnung aussehen würde. Es ist schwer alle Kosten hierfür transparent aufzuführen aber es ist geradezu heuchlerisch einfach so zu tun, als würde es diese überhaupt nicht geben.
Also man kann schon sagen, daß der Energieaufwand für Bitcoin nicht von der Hand zu weisen ist. Nur sollte man bitte nicht so tun, als würde es unsere gegenwärtigen Zahlungssysteme völlig kostenlos geben!
Verschwendet Bitcoin Energie?
Auch dieser oberflächliche Vorwurf verdient eine genauere Betrachtung. Ein grundsätzliches Problem der Energiewirtschaft besteht darin, daß Energie in den seltensten Fällen gerade dort produziert wird, wo sie am meisten benötigt wird. Der Transport von Energie stellt unsere Gesellschaft offensichtlich vor große Probleme, welche uns in Deutschland nicht unbekannt sein sollten. So kann beispielsweise in der Nordsee günstig erzeugte Windenergie nicht im Süden verwendet werden, wo sich in der Industrie dankbare Abnehmer finden würden. Hier müsste es weit reichende Investitionen in das Energienetz geben und selbst dann ist ein verlustloser Transport nicht gewährleistet.
Ein zentrales Merkmal von Bitcoin ist gerade die Dezentralität der Leistungserbringer, was dem oben beschriebenen Problem sehr entgegen kommt. Da der Betrieb des sogenannten Bitcoin-Minings Energie verwendet, der Ort der Leistungserbringung aber völlig unerheblich ist, entstehen Arbitragemöglichkeiten. Das Bitcoin-Mining wird demzufolge an Orte verschoben, wo Energie möglichst günstig erhältlich ist.
Ein Beispiel dafür ist Island. Dort wird Energie aus Geothermik gewonnen, welche sich nicht einfach ein- und ausschalten lässt, genau wie bei Windkraft, Wasserkraft oder Solarenergie. Es gibt nicht genügend Abnehmer auf Island selbst, also haben sich in der letzten Zeit gezielt IT-Dienstleister dort niedergelassen, die große Rechenzentren dort betreiben, wo Energie im Überfluß verfügbar und günstig ist.
Bitcoin kann hierbei eine wichtige Rolle als Wertspeicher einnehmen und erlaubt es schon jetzt, daß Investitionen in umweltfreundliche Energiegewinnung wesentlich besser ausgelastet und schnell amortisiert werden können. Bitcoin und Blockchaintechnologie begünstigen damit zwei weltweite Megatrends: die Dezentralisierung von Rechenleistungen und die Dezentralisierung der Energiegewinnung.
Fazit
Das ist, kurz zusammengefasst, der größere Zusammenhang in welchem der oft kritisierte Energieverbrauch gestellt werden muß aber niemals wird, weil es sich bei Cryptowährungen um eine dieser disruptiven Technologien handelt, die potentiell evolutionäre Wirkung entfalten könnten. Das stößt an vielen Stellen auf Abwehr- und Beißreflexe in der Form unreflektierter Vorwürfe und ungeprüfter Unterstellungen, wie die oben erwähnten.