Warum Linux in München bleiben muss

Es ist Wahlkampf in München und im Zuge dessen ist auch die Open Source Strategie der Stadtverwaltung in den Blickpunkt geraten. Die OB-Kandidatin der Grünen, Sabine Nallinger, behauptet Linux sei für Mitarbeiter der Stadtverwaltung eine Zumutung und müsse bald wieder durch Windows ersetzt werden. Die Relativierung ihres Statements ließ nicht lange auf sich warten, an der Vorgabe weiterhin offene Software zu unterstützen sei nichts auszusetzen.

Nun glaube ich zwar durchaus, daß die meisten Kandidaten wirklich mit guten Absichten für die Bürgermeisterwahl antreten, einen Rücktritt von der Umstellung würde ich aber nicht für eine gute Idee halten. Als Beteiligter werde ich mich natürlich davor hüten Interna preiszugeben, meine Meinung möchte ich trotzdem kundtun:

  1. Es lässt sich leicht darlegen, wie wenig Störfälle Linux im Vergleich zu Windows im jahrelangen Gebrauch produzierte. Dies wurde in der verlinkten Pressemitteilung ja bereits angesprochen.
  2. Größtes Problem für viele Mitarbeiter dürfte immer noch der Datenaustausch mit anderen Stellen sein, der zwischen MS Office und OpenOffice selten ohne Konvertierungsverluste funktioniert.
    Das Gebot von Offenheit und Transparenz verpflichtet Regierungs- und Verwaltungsstellen aber dazu, auf offene und ISO-zertifizierte Standards zu setzen. Interoperabilität lässt sich nicht gewährleisten, wenn man auf geschlossene und undokumentierte Formate setzt und sich damit in Abhängigkeitsverhältnisse begibt.
  3. Als Staatsbürger habe ich ein großes Interesse an der Sicherheit meiner behördlich gespeicherten Daten. Da MS Produkte aber zunehmend mit Cloudfunktionalitäten verwoben werden und unkontrollierbar Daten abgreifen, sehe ich überhaupt keine Möglichkeit diese Software, unter Einhaltung des Datenschutzes, in einer öffentlichen Verwaltung rechtskonform einzusetzen.
  4. Man müsste, wie ein Nutzer auf heise.de schrieb, den Windows AppStore aussperren, Live-Kontenanmeldung deaktivieren, Skydrive ausschalten, Sharepoint wasserdicht konfigurieren und so weiter. Selbst dann kann wegen des geheimen Quellcode ein Abfluß der Daten nicht sichergestellt werden. Ich bezweifle, daß dies alles einfacher zu bewerkstelligen ist als eine Linux-Umgebung.
  5. Sollte ein Ausstieg aus Windows aus oben genannten Gründen und wegen Unvereinbarkeit mit geltendem Recht irgendwann dringend geboten sein, dann wird es erst richtig hektisch und teuer! Grund genug die öffentliche Verwaltung heute schon auf zukunftssichere Füße zu stellen. Das sollten sich vor allem unsere Volksvertreter hinter die Ohren schreiben!

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