Warum 7 das letzte Windows und 10 unbenutzbar ist

Microsofts neuestes Betriebssystem, Windows 10, ist seit kurzem offiziell erhältlich. Besitzern einer Lizenz zu Windows 7 und 8 wird großzügig eingeräumt das Upgrade kostenlos durchzuführen auf das Betriebssystem welches laut Microsoft die letzte Version sein wird.

Das Positive möchte ich gleich vorausschicken: den Ansatz ein uniformes Betriebssystem für eine Vielzahl unterschiedlicher Geräte zu entwickeln (z.b. Smartphones, Tablets, Wearables, Desktop-PC, Fahrzeugelektronik etc.) und stets eine gewohnte Umgebung vorzufinden halte ich für wegweisend und folgerichtig. Leider gibt es ein großes „aber„, was es für viele selbstbestimmte Nutzer zu einem absoluten No-Go macht. Für die Gründe lest bitte weiter.

Windows 10 das letzte Windows was es geben wird?

Es sieht jedenfalls ganz danach aus nachdem Microsoft darauf setzt Patches und neue Funktionen sukzessive über das Netz zu verteilen. Damit wird es in Zukunft keine großen Versionssprünge mehr geben, stattdessen werden alle Entwicklungen zeitnah über das Netz auf das laufende System installiert.

Preise und Kosten für Umsteiger und Neuerwerb

Bei Windows kann man in der Tat nicht mehr von einem Preis sprechen, sondern muß die laufenden Kosten bedenken. Es wird nicht mehr in Form einer Kauflizenz sondern als Mietmodell vertrieben. Es nennt sich „Software as a service“.
Für neue Anschaffungen ist zunächst, gemäß offizieller Auskunft von Microsoft, ein Preis von derzeit 280€ zu entrichten. Für Umsteiger von Windows 7 und 8 entfallen diese Kosten zunächst, allerdings nur für ein Jahr, danach gibt es ohne Folgekosten keine weiteren Updates.

Man darf sich also darauf gefasst machen, daß innerhalb des Betriebssystems über zahlreiche Zusatzfunktionen, nicht zuletzt auch über den eingebauten App-Store, mehrfach zur Kasse gebeten wird. Es wird stark darauf hingearbeitet diesen Store als einziges Einfallstor für neue Softwarekäufe zu konzipieren, ähnlich einem geschlossenen „Vertriebssystem“ nach dem Vorbild von Apple.
Microsoft hält sich dadurch Möglichkeiten offen seine Benutzer gleich mehrfach zu monetarisieren. Mit Zustimmung der Benutzer kann man dies durchaus machen, wie Google es vormacht. Dann sollte man allerdings so fair sein Software wie diese komplett kostenlos zu verteilen.

Wo Windows 10 wahrlich neue Maßstäbe setzt im negativen Sinne, das sind die Datenschutzbestimmungen und damit ist geschenkt immer noch zu teuer!

Microsofts Währung ist Ihre Privatsphäre

Ihre Daten zum Tausch – was bekommen Sie?

Auf die Gefahr hin, daß viele es nicht mehr hören können: im sozialen Netz sind Ihre Daten eine heiß gehandelte Ware. Seien Sie sich dessen einfach bewußt und versuchen Sie diese so teuer zu verkaufen wie irgendwie möglich! Bei Windows 10 habe nicht nur ich das Gefühl, daß dem Verlust eines erheblichen Teils Ihrer Privatsphäre ein wesentlich geringerer Vorteil für Sie entgegensteht als eigentlich angemessen wäre. Durch optimierte Synchronisierung über mehrere Geräte mit einem einzigen Betriebssystem ließen sich kleine Produktivitätsgewinne oder Zeitersparnisse sicherlich realisieren. Ob es das Wert ist? Den Haken lesen Sie weiter unten.

Gebundenheit an Microsoft-Konto

Die Wiedererkennung all Ihrer Geräte unter einer eindeutig zuzuordnenden Identifikation ist zum einen natürlich Voraussetzung für die Synchronisierung Ihrer Datenstände, zum Anderen der größte Hebel einen umfassenden Teil Ihrer Nutzungsgewohnheiten auszuforschen. Sie dürfen davon ausgehen, daß Microsoft einen Teil der Daten anderen Interessenten und Unternehmen zugänglich macht und sich diesen Schritt in den Nutzungsbedingungen eindeutig vorbehält, mit Ihren Daten einen lukrativen Handel betreibt.
Zu den erhobenen Daten, die übrigens in eine Microsoft Cloud übertragen werden, gehören persönliche Angaben welche auf Ihr Alter und  Einkommen schließen lassen, die Browserhistorie, Mitteilungen & E-mails, Betriebssystemeinstellungen, Seh- und Konsumgewohnheiten und sogar Bewegungsdaten wann Sie sich an welchem Ort befunden haben.

Updates werden zwangsweise eingespielt

Jedes System benötigt Updates um Sicherheitslücken zu schließen und Fehler auszumerzen. Manchmal werden jedoch auch vorhandene Funktionen entfernt, Zugang zu Diensten gesperrt. Wenn Sie ein produktives System verwenden dauert es möglicherweise etwas länger, bis Ihre Programme mit den Neuerungen in Windows 10 gegengetestet wurden.
Mit Windows 10 haben Sie kaum Möglichkeiten die Installation von Updates zurückzuhalten wenn Sie es für richtig halten. Die Option lässt sich temporär ausschalten, doch Microsoft legt offen dar, daß dies jederzeit übergangen werden kann und auch regelmäßig getan wird wann immer es für notwendig gehalten wird.

Ihre Tastatureingaben werden mitgeschnitten

Ihre Tastatureingaben werden mitgeschnitten um, wie es nebulös heißt, Produkte und Angebote zu verbessern. In erster Linie wird es dazu genutzt häufig gebrauchte Dienste schnell wiederzufinden. Die Tatsache, daß hierfür überhaupt eine Historie Ihrer Tastatureingaben notwendig sein soll ist wirklich alarmierend. Passwörter die Sie für eine Vielzahl unterschiedlicher Dienste nutzen, können so unmöglich geheim gehalten werden. Bitte verwechseln Sie dies nicht mit einem Autovervollständigen wie Sie es von Ihrem Internetbrowser kennen. Dieser verwendet allgemein häufig genutzte Begriffe ohne ihre eigenen Eingaben dazu auszuwerten.

Ihr virtueller Assistent filmt Sie und hört alles was Sie sagen

Der virtuelle Assistent namens „Cortana“ soll Ihnen in vielerlei Hinsicht die Arbeit erleichtern und assistieren. Daß hierzu Browserhistorie und auch der Inhalt Ihrer E-mails herangezogen werden, davon können Sie sicher ausgehen. Durch die Verzahnung in Ihr Betriebssystem ist hier aber noch nicht Schluß: wann Sie sich wecken lassen, wann Ihr Bildschirmschoner an ist, wann Sie Ihr Gesicht vor dem Bildschirm zeigen, es wird alles minutiös aufgezeichnet. Cortana kann auch auf Ihre Sprachbefehle reagieren. Dazu muß natürlich ein Mikrophon dauerhaft eingeschaltet sein. Microsoft behält sich ausdrücklich das Recht vor alle Ihre gesprochenen Worte aufzuzeichnen, auszuwerten und auch Dritten zugänglich zu machen. Denken Sie daran, daß Microsoft anstrebt auch auf mobile Endgeräte vorzustoßen um damit immer eine „Wanze“ in Ihrer Tasche positionieren zu können.

Verschlüsselung unter Windows 10 ausgehebelt

Das mit dem Betriebssystem ausgelieferte Verschlüsselungstool Bitlocker speichert für all Ihre verschlüsselten Daten automatisch einen Wiederherstellungsschlüssel in der Cloud und macht diesen Dritten gegenüber öffentlich, falls dies verlangt wird. Verschlüsselung ist auch mit anderen Tools unter Windows nicht sicher durchzuführen da Ihre Kennwörter aufgezeichnet oder in einem Zwischenspeicher (hibernate-file) gelagert werden können.

Ihr Recht auf freie Meinungsäußerung ist eingeschränkt und Sie riskieren Strafverfolgung

Aus der Presse sind mehrere Fälle bekannt, in denen Microsoft proaktiv Daten an Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet haben soll. Auf diese Weise ist überhaupt erst bekannt geworden, daß alle Daten die eigentlich geheim sein sollten, eingelesen und Inhalte ausgewertet werden um anscheinend routinemäßig Durchsuchungen durchzuführen.

Grundsätzlich gehe ich bei meinen Lesern natürlich davon aus, daß alle eine blütenweiße Weste haben. 🙂 Bitte denken Sie aber auch daran was passieren könnte, wenn ein Scherzkeks eine inkriminierende Datei unter Ihrem Namen ablegen würde. Leider erwischt es nicht immer nur die Richtigen, sondern manchmal auch die Unbequemen und Ahnungslosen.

Mein Kommentar und Ausblick auf die Zukunft

Mein Votum gegen „Vertriebssysteme“ wie Windows 10

Es ist verblüffend und erschreckend zugleich mit welcher Kreativität jede Anstrengung unternommen wird, wenn es darum geht an Benutzerdaten heranzukommen. Es bleibt der schale Beigeschmack, daß der oft behauptete Mehrwert nur an sekundärer Stelle steht. In diesem Sinne betrachte ich Windows 10 und klopfe es nach Vorteilen für mich ab. Ich erkenne für mich persönlich keine Nennenswerten und werde die Finger davon lassen. Die Vorgängerversion Windows 7 hatte ich bisher in einem Dual-Boot System oder in einer virtualisierten Umgebung alle paar Wochen noch gestartet und diese wird für mich die letzte Version von Windows sein, die ich noch nutzen werde. Zum geplanten Ablauf des Supports von Windows 7 im Jahr 2020 wird es mit ReactOS voraussichtlich einen vollständigen, quelloffenen Nachbau von Windows geben, was jede weitere Nutzung des Systems aus Redmond völlig überflüssig macht und obendrein völlig kostenfrei ist.

Die nicht nachvollziehbare Erhebung und Übertragung von Daten in diesem System macht es eigentlich unmöglich Windows 10 ernsthaft gewerblich oder behördlich für öffentliche Aufgaben einzusetzen. Viele Optionen lassen sich deaktivieren, manche davon werden ignoriert oder gelegentlich ohne Ihr Wissen zurückgesetzt. Die standardmäßige Aktivierung (opt-out) träg sicher dazu bei, daß viele unwissende Benutzer ein Maximum Ihrer Daten preisgeben und der Problematik mit Ignoranz gegenüberstehen. Alleine aus diesem Grund sollte man sich mit Grausen abwenden.

Datenfreigabe nur unter Selbstbestimmung

Auf der anderen Seite möchte ich Cloud, öffentliche soziale Netzwerke und dergleichen nicht schlechtreden, noch halte ich es für sinnvoll sich diesen Entwicklungen vollends zu verweigern. Sie bieten den Benutzern zahlreiche neue Wege Inhalte zu teilen, zu vermarkten und für sich selbst Einkünfte zu generieren. Wer auf Geräten mit elektronischer Verarbeitung von Daten (altmodisches Wort) produktiv arbeitet, der sollte um den Wert der eigenen Daten wissen und diese nur gegen einen angemessenen Gegenwert hergeben. In den sozialen Medien zeigt es sich immer wieder, daß auch scheinbar triviale Inhalte mächtige Umsätze generieren können, Menschen bewegen oder Sonstiges erreichen können. Dieses Potential sollte sich jeder Benutzer zu eigen machen, selbst kreativ zu werden um Chancen wahr zu nehmen.
Um an diesen Möglichkeiten teilnehmen zu können ist der Schutz und Kontrolle der eigenen Daten meines Erachtens unumgänglich und dies verbietet den Einsatz des hier beschriebenen „Vertriebssystems“.

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