Germanwings Flugzeugunglück – was man zu Psychopharmaka wissen sollte

Der durch den Co-Piloten absichtlich herbeigeführte Absturz des Germanwings Flug 9525 ist wohl die größte Tragödie deutscher Luftfahrtgesellschaften seit 1979. Auch wenn das Unglück meines Erachtens weitgehend geklärt und in der Öffentlichkeit erklärt wurde, ärgere ich mich doch ein ein wenig, aus welchen Gründen Einzelheiten ausgespart werden. Gute Gründe wären zum Beispiel der Schutz der Angehörigen, der Privatsphäre… aber lest selbst.

Was fanden die Ermittler in der Wohnung des Co-Piloten?

Um den derzeitigen Ermittlungsstand kurz wiederzugeben: man hat sich die Wohnung des Co-Piloten, der das Flugzeug laut Stimmenrekorderaufnahmen absichtlich in den Sinkflug führte, genauer angeschaut und dort eindeutige Hinweise gefunden, daß er sich wegen einer psychischen Erkrankung in ärztlicher Behandlung befand. Was genau man dort fand will man zur Zeit nicht verraten.

Nun möchten wir die Fantasie mal nicht zu sehr mit abwegigen Theorien überstrapazieren und lediglich eine kleine Lücke füllen. Was wird man wohl in einer Wohnung finden, was eindeutig auf eine Erkrankung hinweist? Wie wäre es neben ärtzlichen Attesten und Rezepten mit Medikamenten, Antidepressiva zum Beispiel?

Nebenwirkungen von Psychopharmaka

Was ebenfalls bekannt ist: die Fliegerei ist ein Wunschtraum des Co-Piloten gewesen an dessen Verwirklichung er beharrlich arbeitete. Eine solche Ausbildung ist, davon gehe ich einfach mal aus, nur durch Zielstrebigkeit und Verantwortungsbewusstsein zu erreichen. Als Verantwortungsbewusster Mensch muß er sich in ärztliche Behandlung begeben haben und nahm verschreibungspflichtige Medikamente. Psychopharmaka und Antidepressiva im Speziellen können eine Reihe sehr übler Nebenwirkungen nach sich ziehen. Wikipedia schreibt dazu Folgendes:

„Insbesondere das Risiko für suizidale Gedanken und feindselige, gegen die eigene Person oder andere gerichtete Handlungen scheint erhöht zu sein “

Die fett gedruckten Abschnitte halte ich für besonders wichtig, da dies unter Umständen erklären könnte, warum unbeteiligte Passagiere in Mitleidenschaft gezogen wurden. Nun ist Depression an sich schon ein Leiden, welches eindeutig suizidale Tendenzen fördert. Unter dem Einfluß von Antidepressiva scheinen Personen jedoch genauso, vielleicht sogar noch mehr zu Kurzschlußhandlungen und auch Aggressionen anderen gegenüber zu neigen. So ist zum Beispiel auch von einigen Schulamokläufern in den USA bekannt (school shootings), daß diese verschreibungspflichtige Antidepressiva einnehmen mussten. Ob diese Aggressionen fördern ist nicht bekannt, gehemmt haben sie jedoch auch nicht.

Einnahme von Medikamenten flugfähig

Der Co-Pilot hätte das aus seiner Sicht einzig Richtige getan und sich in ärztliche Behandlung begeben. Allerdings sind Verhaltensänderungen durch Einnahme von Medikamenten nun nicht gerade neu, auch wenn über die Wahrscheinlichkeit solcher Fälle noch heftig gestritten wird.

Die Einnahme von Medikamenten alleine kann nicht ausreichen um die Flugfähigkeit einer psychisch erkrankten Person wieder herzustellen. Die entsprechenden Vorschriften müssen durch die Flugsicherungsbehörden von Grund auf überdacht werden. Dies wird mit Sicherheit auch geschehen doch möchte man über ein mögliches Versäumnis nicht in der Presse reden. Die Erkrankung des Piloten war angeblich seit seiner Ausbildungszeit bekannt gewesen.

Bestimmte verschreibungspflichte Medikamente sind sogar dazu geeignet, die Verkehrstauglichkeit so sehr einzuschränken, daß in einigen Ländern nicht einmal das Führen eines Kfz mehr erlaubt ist. Wenn es bereits Gesetze gibt, die Medikamente im Straßenverkehr untersagen, wie müsste es dann erst im Luftverkehr aussehen?

Vier-Augen-Prinzip hätte Unglück verhindert

Laut Bestimmungen in den USA müssen immer mindestens zwei Leute im Cockpit eines Flugzeugs sein. Wenn einer der beiden Piloten es verlässt, muß ein Flugbegleiter dafür rein. Einer der Gründe, die mir einmal ein Flugbegleiter erzählte ist einfach: sollte in dieser Zeit der zurückbleibende Pilot kollabieren, so ist jemand zur Stelle der helfen oder eingreifen kann.

Ein Flugbegleiter kann keinen Piloten ersetzen, aber er hätte das Rädchen für die Flughöhe des Autopilots verstellen können, das kann jedes Kind. Gutes Zureden hätte genügen können um den todesmutigen Co-Piloten von seinem Tun abzubringen. Im äußersten Fall hätte er Verstärkung rufen können um ihn zu überwältigen und dabei natürlich die verstärkte Sicherheitstür geöffnet.
Könnte, könnte, könnte.

Die Sicherheitsmaßnahme halte ich für sehr angemessen und ich finde es schlimm wenn Vertreter der Flugsicherungsbehörden sofort vor den Medien behaupten, daß das Fehlen einer derartigen Sichereitsmaßnahme keiner kritischen Würdigung bedürfe.

Ich behaupte dagegen trotzdem, daß diese gängige Sicherheitsprozedur das Unglück verhindert hätte. Zum Glück haben das mittlerweile auch die meisten deutschen Fluglinien eingesehen und entsprechende Arbeitsanweisungen an ihre Crews erlassen.

Hinweis:

Ich habe versucht meine Meinung auf eine Vielzahl von Quellen zu stützen, von denen in diesem Artikel einige verlinkt sind. Im Wesentlichen gebe ich hier jedoch eine Meinung wieder, keinen Tatsachenbericht. Es könnte sich im Nachhinein herausstellen, der Pilot habe gar keine Medikamente genommen. Dann könnte man es darauf nicht schieben, doch würde es bedeuten, daß die Flugsicherungsmaßnahmen zur Überprüfung der Flugtauglichkeit von Piloten einen noch eklatanteren Mangel enthielten als bisher angenommen.

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