Erfahrungsbericht: zwei Jahre Raspberry Pi Backup Server

Hosting und Cloudspeicher schlagen für Leute mit ausgeprägtem Datenbestand mit nicht unerheblichen Kosten zu Buche. Günstige Kleinstcomputer wie der Raspberry Pi bieten sich da als hervorragende Alternative an, große Mengen Speicherplatz günstig ans Netz anzuschließen. Einen solchen habe ich die letzten zwei Jahre als Backuplösung für zuhause hinter dem privaten Router betrieben. Anschließend meine Erfahrungen zum Betrieb des Kleinstcomputers.

Ausfallsicherheit

Der dauerhafte Betrieb bereitet auf einem Raspberry Pi deutlich weniger Probleme als häufiges Ein- und Ausschalten. Doch dazu später mehr.

Ausfälle musste ich während der ganzen Zeit eigentlich nicht beklagen. Das Gerät verrichtet unauffällig seinen Dienst und stellt dabei wahrscheinlich die energieffizienteste Lösung mit seinem geringen Stromverbrauch dar. Betriebszeiten von zwei Monaten oder mehr sind in meiner Erfahrung kein Problem. Solange dauerte es jeweils, bis ich doch mal wieder auf dem Gerät Konfigurationsänderungen oder größere Updates und anschließend einen Neustart vornahm.

Eine zuverlässige Stromzufuhr ist für den Dauerbetrieb bereits die halbe Miete. Daher ist es nicht anzuraten, bei Kabeln und Netzgeräten zu geizen, hier sind ohnehin nur wenige Euros Einsparpotential vorhanden. Eine Einschränkung muß ich allerdings machen und dazu komme ich beim nächsten Thema.

Verschleiß von SD-Karten

Als Datenspeicher für das Backup dient normalerweise eine externe Festplatte oder ein USB-Stick. Keinerlei Probleme damit, doch das Betriebssystem ist üblicherweise auf einer SD-Karte installiert. Dies ist eine echte Schwachstelle, denn die Karte muß einer hohen Anzahl Schreibvorgängen standhalten. Häufiges Ein- und Ausschalten empfiehlt sich nicht und abrupte Stromunterbrechungen sind Gift für diese fragilen Komponenten. Im Laufe von zwei Jahren musste ich meine SD-Karte zwei mal austauschen. Gibt eine SD-Karte allmählich den Geist auf, so ist dies unter Umständen nicht so offensichtlich. Es kam in einem Falle zu Fehlermeldungen, die mich so manches mal bei der Fehlersuche auf eine falsche Fährte lockten. Meistens ist der Hintergrund jedoch ein Schreibfehler und lässt sich durch den Austausch der SD-Karte leicht beheben, denn diese sind ja glücklicherweise ziemlich günstig zu ersetzen. Auch das Anfertigen und Rückspielen eines Images des Betriebssystems in wenigen Schritten erledigt.

Verbindungsgeschwindigkeit

Wird der Backup Server im privaten Umfeld eingesetzt gibt es ein Problem. Die meisten Haushalte sind mit asymmetrischen Anschlüssen ausgestattet, bei denen die Uploadgeschwindigkeit im Verhältnis zur Downloadgeschwindigkeit sehr gering ist. Sollte der Fall jemals eintreffen, daß über das Netz große Datenmengen wieder hergestellt werden müssen, so kann man sich mit einer langsamen Verbindung auf einen sehr langwierigen Prozess gefasst machen. Dies mag für private Zwecke ausreichend sein, allerdings nicht für gewerbliche und wichtige Zwecke, wo ein Ausfall von Stunden oder gar mehreren Tagen nicht hinnehmbar ist. Wer also seinen Heimserver oder NAS von außen effektiv nutzen möchte, der sollte bereits beim Abschluß eines Vertrags mit dem Telekommunikationsanbieter auf großzügige Uploadgeschwindigkeiten achten.

Kosten

Wie bereits angedeutet ist ein Raspberry Pi wahrscheinlich die günstigste Weise große Mengen Speicherplatz online Verfügbar zu halten. Also ein großes Plus an dieser Stelle, vor allen Dingen dann, wenn man den Pi gleichzeitig auch für andere Zwecke benutzen kann. Etwa als NAS zuhause, als Internetradio, als Webserver oder zur Synchronisierung von Kontakt- und Kalenderdaten. Die Stromkosten sind mit etwa 7,50€ pro Jahr bei ununterbrochenen Dauerbetrieb äußerst günstig. Selbst wenn ein Austausch der SD-Karte einmal jährlich notwendig sein sollte, wie es bei mir der Fall war, so lässt dies die Kosten mit 4-5€ nicht gerade unermesslich steigen. Zum Vergleich: ein Cloudanbieter würde für diese Leistung und ein Terabyte Speicherkapazität immerhin jährlich um die 150€ verlangen. Zusätzlich stellt sich noch der Nachteil ein, daß man nicht mehr „Herr“ seiner Daten ist und einem unbekannten Konzern zur Verfügung stellt.

Fazit

Wer es gerne „barebones“ aber dafür super flexibel benötigt, ist mit einem Raspberry Pi gut beraten soviel Speicher ans Netz zu bringen wie in externen Festplatten und USB-Speichern möglich ist. Das Kommandozeilentool rsync ist dafür bestens geeignet Backups in regelmäßigen Abständen durch einen SSH-Tunnel verschlüsselt abzurufen (doch das wäre einen eigenen Artikel wert). Wer sich zu späterer Zeit entschließen sollte Backups auf einen entfernten Server oder VPS zu sichern, etwa um von großzügigen Uploadgeschwindigkeiten in den Rechenzentren zu profitieren, der kann einmal angefertigte Scripts mit wenigen Anpassungen einfach wiederverwenden.

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