Domainfactory: Dienste umziehen, aber wohin?

Der einstmals beliebte Hostinganbieter Domainfactory kommt nicht aus den negativen Schlagzeilen. Seit einem Verkauf der ismaninger Firma an einen Branchenriesen ist zunächst das Vorhalten der Leistungen in deutschen Rechenzentren weggefallen (bzw. nur gegen Aufpreis erhältlich), die Unzufriedenheit zahlreicher Kunden mit dem Support wuchs stetig. Seit einem Vorfall mit einem erheblichen Verlust an Kundendaten ist zudem ans Licht gekommen, daß ein Großteil der Supportmannschaft offenbar nicht vor Ort oder an der Quelle der Datenzentren sitze, sondern durch gering verdienende Dienstleister im osteuropäischen Ausland geleistet werde. Diese Art des Outsourcing stellt, obwohl nicht unüblich in der Branche, angesichts der offenkundig gewordenen Probleme nun natürlich eine enorme Herausforderung dar. Viele Kunden haben nun, nach jahrelangem Zuwarten, Ihrem Groll Luft gemacht und wollen anscheinend nur noch eins, vor allem Weg von dort. Nur wohin? Sind deutsche Anbieter nicht sehr rar gesät und mit einem vergleichbaren Leistungsspektrum nur schwer zu finden? Ich hätte da einige Ideen wie ein Umzug für jedes Nutzungsszenario aussehen könnte.

Kleine Webseiten & E-mail, Familien

Zahlenmäßig dürfte diese Kategorie auf die meisten Domainfactorybenutzer zutreffen, welche nun quasi auf gepackten Koffern sitzen aber noch nicht genau wissen wohin die Reise gehen soll. Der Leistungsumfang entspricht hier einer Webseite mit eigener Domain, ein knappes Dutzend E-mailadressen für sich selbst und Familienmitglieder, sowie einige Freunde.

Dieser Gruppe möchte ich in jedem Fall Uberspace ans Herz legen. Diesen freundlichen Hoster finde ich ideal für vielseitigste Ansprüche im privaten Bereich. Die Philosophie von Uberspace sieht vor, daß man vieles selbst einstellen und wie mit einem privaten Server in einer Konsole arbeiten kann. Die Arbeit mit der Konsole sollte nicht abschreckend wirken, ein hervorragend geschriebenes Wiki hilft beim Einstieg die gängigsten Arbeitsschritte bei der Einrichtung zu bewältigen.

Was Uberspace darüber hinaus wertvoll macht, ist der in meiner Erfahrung hervorragende Support. Anwender, die zuvor durch die großen Hostinganbieter verärgert wurden wird es freuen zu hören, daß hier eine motivierte Truppe mit hohen ethischen Ansprüchen am Werk ist, welche auf Probleme wirklich eingehen anstatt vorgefertigte Standardtexte als Antwort zu versenden.

Diese Art des Supports ist von unschätzbarem Wert. Uberspace hat sich jedoch entschieden jeden Benutzer nur das abzuverlangen, was er zu zahlen bereit ist. In der Regel sollte der Betrag der Fairness halber bei etwa 5€ pro Monat liegen.

Als Gegenleistung bekommt man 10GB Speicherplatz für Webseiten, E-mails mit Möglichkeit eigene Domains aufzuschalten und für ambitionierte Bastler ist per Kommandozeile das Aufsetzen eigener CMS-Systeme, Skripte, Bots und vieles möglich, was konventionelle Webspace-Angebote nicht mehr abdecken.

Domains

Die meisten bekannten Hoster bieten auch an, Domänen über deren Backends zu einzukaufen und zu verwalten. Auch der Umzug  einer Domäne von einen Anbieter zum anderen sollte hierbei kein Problem darstellen. Da mein vorhin favorisierter Anbieter Uberspace die Domänenverwaltung leider nicht anbietet, müsste ein Kleinanwender hier ebenfalls zu einem solchen Angebot greifen. Wichtig ist hierbei, daß die Nameservereinträge über das Backend frei konfiguriert werden können. So kann das Innehaben einer Internetdomäne vom jeweiligen Dienstanbieter entbündelt und leichter umgezogen werden. Ein möglicher Anbieter, der meines Wissens noch nicht von einem großen Konzern geschluckt wurde und seine Leistungen in Deutschland erbringt, ist Netcup.

Vereine & Kleingewerbe

Auch in diesem Fall halte ich Uberspace für eine geeignete Alternative. Die Leistungen eines einfachen Uberspace-Kontos und 10GB Speicherplatz sind mehr als ausreichend für das Betreiben einer Vereinswebseite oder eines kleinen Gewerbes oder Projekts. Auch wenn in diesem Fall nur wenige der möglichen Services wirklich genutzt werden – die wenigen müssen dafür zuverlässig laufen. Im Falle von Problemen steht hier, wie weiter oben bereits beschrieben, eine hochmotivierte Mannschaft zur Unterstützung bereit, die der Verantwortung bestens gerecht wird, die man bereits in diesem Szenario trägt. Ich selbst sehe mich teilweise in dieser Kategorie und empfinde darüber hinaus die Kommunikationspolitik von Uberspace als vorbildlich. Sollte mal ein Server zeitweise ausfallen, so wird es hier proaktiv und mit offener Ehrlichkeit kommuniziert. Ich habe leider Erfahrungen mit anderen Dienstanbietern gemacht, wo ich teilweise bei der Fehlerbehebung aktiv mitgewirkt habe und im Gegenzug trotzdem nur karge Auskünfte und Verschleierungstaktiken erfahren habe.

Sollte das eigene Projekt bereits so ambitioniert sein, daß es womöglich die angebotene Leistung bei Uberspace sprengen könnte, so kann man natürlich immer noch auf eines der zahlreichen Hostingangebote vieler Anbieter zurückgreifen. In den meisten Fällen werden hier Abstriche beim Support zu machen sein. Netcup möchte ich hierbei erwähnen, sowie Servercow.

Virtuelle Server (VPS) & Rootserver

Hier wird es allmählich richtig interessant, da die Bandbreite der Anforderungen hinsichtlich Leistung und Support hier ziemlich weit auseinandergehen dürfte. Für produktionskritische Anforderungen wäre ich an dieser Stelle bereit Leistung einzubüßen, wenn man dafür einen erstklassigen Support sicherstellen könnte. Kompetenter Rat ist hier unerlässlich wenn es darum geht, eine Hochverfügbarkeit an Diensten herstellen zu können. Die Ansprüche auf Gaming-Server beispielsweise dürfte dem konträr entgegenstehen. Hier sind geringste Latenzen, höchste Leistungsfähigkeit zu annehmbaren Preisen gefragt.

Als annehmbare Optionen für den ersten Fall würde ich mir abermals Servercow anschauen. Netcup ist hier ebenfalls gut dabei, wenn es um gute Leistung für’s Geld geht. Der Support wird dort etwas unpersönlich aber zweifellos immer noch effizient sein.

Mittlere Gewerbe

Bei größeren Gewerbebetriebe kommen wir in Bereiche, die ich ohnehin weniger im oben eingegrenzten Benutzerumfeld sehe, welches Domainfactory bis dato zu bedienen wusste. Da für größere Gewerbe ein Ausfall angebotener Dienste erhebliche Verdienstausfälle nach sich ziehen kann, erzähle ich niemanden etwas Neues wenn ich sagen, daß die Leistung im Verhältnis zu den ausgegebenen Euros hier bestenfalls eine Nebenrolle spielen kann. Hier ist eher Rundum-die-Uhr Support gefragt und möglichst skalierbare Rechenleistung, welche Domainfactory etwa mit Ihrer JiffyBox bisher abbildete, bei kleineren Anbietern jedoch eher nicht zu finden ist. Da lohnt es sich schon zu überlegen, ob ein In-House-Hosting möglich ist, also eigene Server vorgehalten werden sollen. Wer hier noch ernsthaft die Frage nach einem möglichen Anbieter stellt, 1&1 wäre eine gute erste Anlaufstelle.

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