Digitales Geld als Fluchtwährung geeignet?

Die überraschende Abkehr von der festen Preisbindung des Schweizer Franken an den Euro und die heftige Preiskorrektur im Anschluß hat uns vor Augen geführt, daß es mit dem Vertrauen in die europäische Gemeinschaftswährung nicht weit her ist. Die Aktienmärkte setzten zu immer neuen Höhenflügen an, durch Geld auf der Flucht welches in diese Märkte vor der Niedrigzinspolitik flieht. Taugt digitale Währung wie Bitcoin dabei auch als Fluchtwährung? Anbei meine Gedanken dazu:

Intrinsischer Wert digitaler Währungen

Die drei wesentlichen Eigenschaften einer Währung liegen in ihrer Funktion als Zähleinheit, Tauschmedium und als Wertspeicher. Nun treffen diese auch im wesentlichen auf Bitcoin zu. Als Tauschmedium ist die barrierefreie Transfermöglichkeit digitaler Währungen durch die Datennetze unübertroffen, wie sieht es aber mit der Tauglichkeit als Wertspeicher aus?

Grundsätzlich taugt alles als Wertspeicher, was ein knappes Gut darstellt und nicht verfällt. Dies trifft auf den Bitcoin zweifellos zu. Die Menge der förderbaren Bitcoins wurde für alle Zeiten limitiert, ein Verfall findet nicht statt. Eine oft geäußerte Meinung ist aber, daß Bitcoins keinen intrinsischen Wert hätten, da es kein physisches Gut gebe, durch welche die Bitcoins gedeckt wären. Dabei ist gerade die besondere Neuerung, Geld via Datenleitung austauschen zu können, ein großer Wert an sich. Ein weiterer liegt in der einfachen Speicherung der digitalen Währung.

Lagerung und Speicherung digitaler Währung im Vergleich zu Edelmetallen

Jeder kennt die große Pleite der damals größten Bitcoinbörse Mt.Gox. Der Bitcoin selbst wurde durch die Medien deswegen zu Grabe getragen. Doch handelte es sich dabei auch um ein Bitcoin-spezifisches Problem? Keineswegs! Es ist eher vergleichbar mit einem Bankschließfach, an das ihr nicht mehr herankommt da die Bank geschlossen hat (für immer). Wer glaubt dies sei heute nicht möglich, der möge sich gerade die aktuelle Lage in Griechenland ansehen. Die Leute stürmen kurz vor der Wahl wieder die Banken und haben große Probleme ihr Guthaben in Bargeld umzuwandeln.

Wenn ihr Edelmetallbesitzer kennt oder selbst welches euer eigen nennt, dann fragt euch mal vor welchen Problemen ihr dann plötzlich steht? Der Bank kann man seine hart verdiente Knete nicht anvertrauen, aber wohin sonst damit? Zuhause lagern? Wie sollte man beträchtliche Mengen an Edelmetallen vor Diebstahl sichern, wenn nicht in einem Bankschließfach?

Das Problem stellt sich nicht mit digitalen Währungen. Diese können in Backups in Datenspeichern mehrfach um die ganze Welt verteilt werden, das Guthaben ist nicht weg wenn eines davon verloren geht. Das Problem der Sicherung stellt sich im digitalen Netz ebenso wie mit dem Safe zuhause, nur die Lösung dieses Problems ist digital bei weitem kostengünstiger und durch jedermann mit ein bißchen technischem Verstand herbeizuführen. Ich behaupte Geld ist in Form einer völlig obskuren und verschlüsselten Datei, beim Onlinespeicher eurer Wahl, wesentlich sicherer aufgehoben und vor Verlust geschützt als daheim unterm Kopfkissen.

Das Problem der Volatilität

Man kann sehr zufrieden darüber, daß die Akzeptanz für Bitcoin sehr schnell ansteigt und damit auch die Währung stabilisiert, wobei die genaue Höhe des Kurses nicht mal ausschlaggebend dafür sein sollte, ob digitale Währung als Tauschmittel taugt oder nicht. Die immer noch sehr hohen Kursschwankungen machen den Bitcoin als Wertspeicher aber bis auf Weiteres  noch unattraktiv. Von 300€ runter auf 180 und wieder zurück, das fördert nicht gerade das Vertrauen. Allenfalls als kleiner Teil einer Diversifizierungsstrategie kann der Bitcoin da noch herhalten. Möglicherweise kann aber durch die kürzliche Einführung digitaler Währungen Abhilfe geschaffen werden, die selbst durch Gold oder andere Einlagen gedeckt sind. Wer dagegen spekulieren möchte, der findet momentan ja beste Gelegenheiten dazu.

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