Die Transaktionsdatenbank des Bitcoins, das sogenannte Blockchain, muß technisch überarbeitet werden um der stets wachsenden Nutzerbasis gewachsen zu sein. Doch Mining-Pools, die einen Großteil der Rechenleistung stellen, verzögern eine dringend benötigte Erweiterung der Blockgröße. Ist dies der Anfang vom Ende des Bitcoins?
Kurs unter Druck
Innerhalb des noch sehr jungen Jahres 2016 haben einige Entwicklungen dem Kurswert des Bitcoins stark zugesetzt. Lag dieser noch am 08. Januar 2016 bei knapp 419€, ist dieser binnen weiterer acht Tage auf 338€ sehr deutlich gesunken. Zur Zeit des Schreibens dieses Beitrags erholt sich der Kurs bereits leicht. Die langfristige Entwicklung deutet immer noch nach oben, doch Streitereien um die Weiterentwicklung des Blockchains werfen ein großes Fragezeichen auf die fundamentalen Zukunftsaussichten und werfen Zweifel auf, ob eine optimistische Grundhaltung noch angebracht ist.
Entwickler uneins
Nun mag eine Vielzahl von Gründen für den aktuellen Kurssturz gesorgt haben: die Weltwirtschaft befindet sich in einer langen Rezession, die Währungen einiger aufstrebender Industrienationen verlieren gegenüber dem US Dollar und ein weiterer Zahlungsdienstleister musste wegen gefährlicher Unterdeckung und zweifelhaften Geschäftspraktiken Insolvenz anmelden. Doch für den größten Aufruhr hat zweifelsohne der Abgang eines maßgeblichen Entwicklers des Bitcoinprotokolls, Mike Hearns gesorgt. Dieser ließ vor wenigen Tagen kein gutes Haar an dem Projekt. Folgende Probleme listet er in einem furiosen Artikel auf, die nicht weniger als das Ende der Kryptowährung bedeutet könnten:
- Transaktionen waren immer wieder ins Stocken geraten, wobei die Dauer der Wertstellung zwischen wenigen Minuten und vielen Stunden schwanken konnte.
- Dadurch konnten Transaktionsgebühren, die eine bevorzugte Abwicklung gewährleisten, stark schwanken.
- Änderungen am Protokoll ermöglichten es, bereits bezahlte Bitcoins wieder zurückzubuchen, was das System für Shopsysteme unzuverlässig macht.
- Um der stets steigenden Last gerecht zu werden müsste die Blockgröße der Blockchain schnellstens erweitert werden. Doch mächtige Mining-Pools sperren sich gegen eine Änderung. Zum Teil aus dem Grund, da viele von Ihnen hinter der großen chinesischen Firewall operieren und in Schwierigkeiten geraten könnten.
Größtes Problem sind also dringend benötigte Veränderungen am Blockchain, doch auf dem Markt der Bitcoin-Miner habe schon längst eine Konsolidierung stattgefunden. Der größte Teil der Rechenleistung wird von Mining-Pools in China erbracht. Deren Anbindung an den Rest der Welt ist durch die große Firewall der Regierung so sehr beeinträchtigt, daß es immer wieder zu großen Verwerfungen in der Leistungsfähigkeit des Netzwerks kommen kann. Selbst kleinere Leistungsspitzen können es an den Rand des Kollaps bringen. Chinesische Miner versuchen darüberhinaus ihre Profite zu schützen, da sie vielleicht nicht zu unrecht fürchten, daß eine schnelle Vergrößerung der Blöcke ernste Probleme wegen der schwachen Internetanbindung habe.
Was die Sache noch weiter verschärft ist, daß eine dringend notwendige Diskussion in den einschlägigen Foren immer wieder unterdrückt wurde durch Administratoren, die dogmatisch an der „Reinheit“ des ursprünglichen Protokolls Bitcoin Core festhalten während eine Mehrheit eher früher als später die benötigten Änderungen einpflegen möchte und es sogar auf einer Spaltung, also einem Fork, des Protokolls anlegt.
Kaufen, verkaufen oder halten?
Nur wenige Tage nach Verbreitung der Hiobsbotschaft haben sich die Befürchtungen ein wenig relativiert. Kürzlich verkündete bitcoin.de, daß bei einer großen Mehrheit der Miner Konsens darüber bestehe, die dringend benötigte Blockvergrößerung zu unterstützen. Diese würden sich sogar über die Entwicklung des Standardclients „Bitcoin Core“ hinwegsetzen und einen alternativen Client aufspielen. Es würde einen dramatischen Einschnitt mit ungewissen Auswirkungen bedeutet, doch die weitere Entwicklung soll auf demokratischer Basis abgestimmt werden.
Mein Fazit
Für den Augenblick ist eine gewisse Zurückhaltung angebracht bis folgenschwere Entscheidungen getroffen und in das Protokoll implementiert wurden. Wer Bitcoin als Anlage und Wertspeicher betrachtet ist gut beraten Verluste zu begrenzen. Für kleinere Anleger bieten sich durch den Kurseinbruch momentan gute Einstiegsmöglichkeiten. Wer Bitcoins bereits seit langer Zeit hält, den konnte der aktuelle Kursverfall nicht schrecken. Die langfristige Entwicklung deutet sehr steil nach oben und verstärkt sich, je mehr Bitcoins aufgrund realwirtschaftlicher Schwächen als Fluchtwährung erstanden werden.
Letzten Endes wird sich die Technologie vielleicht doch stabiler als die Wankelmütigkeit des Menschen erweisen.