Textfundus

Die folgenden Texte sind in meinem, mittlerweile schon einige Zeit zurückliegenden, Studium entstanden. Da diese über die Jahre hinweg immerhin mehrere tausend mal gelesen und einige davon sogar in andere Sprachen übersetzt wurden, stelle ich sie hier weiterhin zur Verfügung. Aktuelle Themen stelle ich in meinem Blog auf dieser Seite vor.
Der Verfasser hält sich alle Rechte auf die eingestellten Texte vor. Abdruck und Weiterverwendung nur mit Erlaubnis.

Der Entfremdungsbegriff bei Karl Marx

Der Entfremdungsbegriff hat im Laufe der Zeit einen enormen Bedeutungswandel durchgemacht.  Schon in altertümlichen Schriften bedeutet „alienatio“ eine Übertragung von Recht und Eigentum dar und trägt damit eindeutig  eine juristische bzw. ökonomische Bedeutung.  Jedoch ist eine solche Veräußerung Grundvoraussetzung für das Zusammenleben in einer Rechtsgemeinschaft.  Bei Hegel bekommt der Begriff eine positive Wendung, denn durch Entfremdung erschafft sich Wirklichkeit, pflanzt sich fort und durch die Synthese zweier gegenüberliegender Pole wird ein neuer Existenzgrad erreicht welcher dem absoluten Geist zustrebt.  Marx, früher selbst „Junghegelianer“ kritisiert nun diesen positiven Entfremdungsbegriff indem er die Dinge auf die Wirklichkeit bezieht, welche sich ihm erschließen ließ. Dient die Ausbeutung der arbeitenden, sich entfremdenden Menschen tatsächlich nur der Wahrung von Besitzständen und schlimmer noch, die Arbeiter selbst erschaffen die Mittel, den Mehrwert, mit welchem sie unterdrückt werden? (weiterlesen)

Ungleichheit und Lebensstile bei Bourdieu & Schulze

Pierre Bourdieu gilt mit seinem Buch „die feinen Unterschiede“ als Klassiker und Wegbereiter der Lebensstil und Ungleichheitsforschung. Distinktion galt dort als Mittel zur Erhaltung der Besitzstände und zur Abgrenzung von anderen Klassen. Mit zunehmendem Wohlstand und Wahlfreiheit unserer Gesellschaft erschien sein recht starres Klassengebilde jedoch nicht mehr zeitgemäß. So erschien Schulzes Buch über die „Erlebnisgesellschaft“, welche von einer langen Wohlstandsperiode und einer enormen Expansion an Wahl- und Konsummöglichkeiten zur Distinktion profitierte. Die beiden Werke sollen kontrastierend gegenübergestellt werden, um zu erörtern ob Bourdieu heute tatsächlich unzeitgemäß ist oder ob die Ungleichheit tatsächlich auch in Schulzes Erlebnisgesellschaft eine Rolle spielt. Zur Interpretation hilfreich, sind dem Aufsatz einige Zahlen eines Wirtschafts- und Armutsberichts entnommen um einen Rückschluß auf die gegenwärtige Soziallage ziehen zu können. (weiterlesen)

Training interkultureller Wirtschaftskompetenz am Beispiel deutsch-chinesischer Wirtschaftsbeziehungen

Im Zuge globalisierter Finanzmärkte, des Welthandels, Produktionsstättenverlegung und Auslandsinvestitionen ist für global tätige Konzerne, wie auch für deren Angestellte als Angehörige einer globalen Klasse, der Gang in andere Länder mit fremden Kulturen zu einer Notwendigkeit und Selbstverständlichkeit geworden. Kulturelle Unterschiede können bei der Wirtschaftstätigkeit einige Probleme aufwerfen. Kulturell bedingte Fehleinschätzungen seitens des Personals und Managements können zu einem Ansteigen der Transaktionskosten oder zu einem Scheitern der Bemühungen führen. Dieser Aufsatz wird sich mit identitätsstiftenden Einflüssen der Kultur beschäftigen und mit Methoden des Kulturvergleichs als wissenschaftliche Vorgehensweise, den Schwierigkeiten zu begegnen. Aus der Betrachtung unterschiedlicher Modellvarianten werden dann Schlüße zur erfolgreichen Konzeption von interkulturellen Trainings gezogen, die der Völkerverständigung, Verständnis und der Vorbereitung auf interkulturelle Wirtschaftsbeziehungen dienen sollen. (weiterlesen)

Herrschaft und deren Konstruktion in der Gesellschaft

Der Begriff der Macht gehört spätestens seit Max Weber zu den grundlegenden Sozialkategorien, welcher praktisch in allen Formen der menschlichen Vergesellschaftung auszumachen ist. Individuen tun sich aufgrund irgendwelcher Vorzüge hervor und erhalten Einflußmöglichkeiten auf Mitmenschen und Umgebung. Innerhalb von sozialen Gruppen und unter Gruppen untereinander kommt es durch Machtausübung zur Bildung von Sozialstrukturen und Ungleichheit. Ziel des vorliegenden Aufsatzes soll es sein, die Begriffe der Macht und Autorität zu erläutern, deren Entstehen und den Vorgang der Legitimierung zu erklären und eine Synthese mit Berger & Luckmanns Theorie über „die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ herzustellen. (weiterlesen)

Das Subjektmodell des unternehmerischen Selbsts

Die Moderne brachte eine Reihe neuer Subjektkulturen hervor und aktuell sorgt die voranschreitende Globalisierung nicht nur für eine neue Dynamik auf den entgrenzten Finanzmärkten, sondern auch auf das Subjektmodell der in ihr wohnenden Individuen. Zunehmender Konkurrenz- und Fortschrittsgedanke haben die Lebensform beträchtlich prekarisieren lassen und so ist jeder Einzelne dazu aufgefordert sein Schicksal, gleich einem Projekt, selbst in die Hand zu nehmen. Die Vorzüge jener Entwicklung zu genießen steht nur sehr wenigen zu, der globalen Klasse. Weil das „unternehmerische Selbst“ immer in Konkurrenz zu anderen steht, gleichen die neuen Erfolgskriterien oft denjenigen, mit denen ein Macht- oder Herrschaftsanspruch durchgesetzt werden würde. Aufschluß darüber kann uns aktuelle Ratgeberliteratur geben, welche die Erfolgskriterien in praktische Anweisungen für Jedermann übersetzt und gesellschaftliche Individuen auf eine zeitgemäße Subjektkultur eicht. (weiterlesen)

Der Kult des Elagabal

Elagabal ist der Name eines Gottes mit Ursprung im alten Syrien. Ein junger Kaiser aus emesenischem Priestergeschlecht versuchte im Jahre 218, protegiert durch die „emesenischen Frauen“, diesen Gott seiner Heimat, in Rom als Staatsreligion einzuführen. Elagabal ist ein Kult mit synkretistischen Zügen und enthält bereits den Keim eines monotheistischen Kultes. Die Quellenlage ist schwierig, da überaus voreingenommen und negativ gefärbt. In diesem Aufsatz sollen einige Mißverständnisse und Fehlinterpretationen der vorangegangenen Forschung ausgeräumt und die Diskrepanzen zwischen den verschiedenen Glaubenssystemen des antiken Orients und des Römischen Reiches gedeutet werden, was mir mit meinem Erstlingswerk recht gut gelungen sein dürfte.
Hauptkritikpunkt an der Arbeit war meine Behauptung gewesen, die Römer führten ein gefühlskaltes und distanziertes Verhältnis zu ihren Göttern, ganz im Gegensatz zu den neu aufkommenden, orientalischen Kulten die es den Anhängern erlaubten extatische Momente und persönliche Erweckungserlebnisse durchzumachen. Eine berechtigte Kritik, da ich auf diesen Umstand in meiner ersten Arbeit wenig eingegangen war. Meine Vermutung sollte sich allerdings erhärten, bedenkt man etwa den Votivkult der Römer oder deren Sitte, sich bei der Verrichtung von Ritualen vertreten lassen zu können. (weiterlesen)

Katholizismus und Katharismus in Montaillou

Das Languedoc wurde im 13. Jahrhundert zum Schauplatz eines Widerstreits zweier, sich gegenseitig konkurrierenden, Glaubenssysteme. Der Katharismus erfreute sich scheinbar einer breiten Anhängerschaft und setzte der römisch-katholischen Kirche, Ende des 12. Jahrhunderts, eine eigene Institution entgegen. Dies veranlaßte die Führung der römisch-katholischen Kirche schließlich, auch mittels eines Kreuzzuges gegen die Häretiker vorzugehen, um den Einfluß über die okzitanische Region zurückzugewinnen. In der Folgezeit installierten sie die Inquisition zur Ketzerverfolgung und hinterließen uns damit die Protokolle zum Pyrenäendorf Montaillou, welche zwischen 1318 und 1325 angefertigt wurden. (weiterlesen)

Ein Fall von Hungersnot im spätbronzezeitlichen Emar – freiwilliger Eintritt in die Sklaverei

Emar zur Spätbronzezeit in Altvorderasien (heute Syrien). Im 13. Jh. v. Chr. herrschte Hungersnot und eine Belagerung durch mysteriöse, unbekannte Kämpfer setzte der Stadt Emar zusätzlich zu und ließ den üblichen Getreidepreis um ein Dreihundertfaches(!) ansteigen. Zu derart hohen Preisen reichte selbst das Monatsgehalt eines einfachen Arbeiters nicht aus auch nur eine Tagesration an Nahrung zu bezahlen. Viele waren gezwungen Haus und Grundstücke zum Gegenwert eines Brotes an vermögendere Familien zu verkaufen, viele starben den Hungertod. Der freiwillige Eintritt in den Sklavenstand bedeutete für sie der einzige Ausweg aus der Hungerkatastrophe, denn der neue Besitzer mußte sich wenigstens zur Erhaltung seiner Sklaven verpflichten und so wurden selbst Säuglinge weggegeben.
Eine wichtige Rolle spielen hierbei auch die unbekannten Belagerer. Sie versperren den ausgebeuteten Einwohnern die Flucht auf das Land und spielen den wohlhabenden und geschäftstüchtigen Leuten der Stadt alle Trümpfe in die Hand. Für ein wenig Getreide erkaufen die sich Grundstücke und Sklaven in großer Menge. An einer wichtigen Handelsroute gelegen, avanciert Emar gar zu einem wichtigen Stützpunkt des Sklavenhandels. (weiterlesen)

Der Streit zwischen Luther & Erasmus von Rotterdam

Bis heute ist uns das Vermächtnis Luthers in Form der protestantischen Konfession geblieben. Obwohl Erasmus Desiderius von Rotterdam uns dagegen keine vergleichbare Institution hinterlassen hat, sind seine Verdienste unzweifelhaft groß, aber ein direkter Einfluß auf den Verlauf der Reformation und der damit verbundene höhere Ruhm, sind ihm zeitlebens verschloßen geblieben. Das liegt daran, daß nicht all seine Ideen in den Reformationsprozeß eingegangen sind, wie seine Auseinandersetzung mit Martin Luther über „Assertionen“ und den freien Willen zeigen. Erasmus war der Überzeugung mittels philologischem Bibelstudium, ganz im Sinne eines „biblischen Humanismus“, wie Augustijn es nannte, die Kirche von innen heraus reformieren zu können ohne die Spaltung herbeizuführen, wie Luther es tat.
Seine Weigerung klare Assertionen zu tätigen führte zu einem Streit mit Luther, in dessen Verlauf er ins Hintertreffen geriet und seine gemäßigte, umsichtige Haltung wurde im Reformationsprozess übergangen.
Die ausschweifenden Diskussionen über die rechte Art zu Assertieren verleiten geradezu, sich im Dickicht zu verlieren. Hiermit wollte ich jedoch aufzeigen, wie Luther als radikaler Demagoge auftritt und Erasmus in der öffentlichen Diskussion mittels eines rhetorischen Kniffs außer Gefecht setzt und ihn um die Verdienste seines Lebenswerks bringt. (weiterlesen)

Dien Bien Phu

Die Schlacht von Dien Bien Phu markiert einen Wendepunkt im Ersten Indochinakrieg und besiegelt die Niederlage, aufgrund derer die französischen Expeditionstruppen fortan Vietnam verlassen sollten. Diese Episode, in einem sich lange hinziehenden Krieg, ist bestens dazu geeignet, Voraussetzungen einer asymmetrischen Kriegsführung aufzuzeigen, anhand derer die Erreichung von Kriegszielen für eine Expeditionsarmee in derart weite Ferne rückt, daß mit den Franzosen nicht das letzte Mal eine technisch überlegene Streitmacht unverrichteter Dinge abrücken mußte. (weiterlesen)

Die Radikalisierung der Studentenbewergung in Heidelberg

Bei dieser Arbeit wurde mir die Ehre zuteil anhand einer einzigartigen Sammlung an Flugblättern, Plakaten und Studentenmagazinen die turbulente Zeit der Studentenunruhen in Heidelberg 1967 bis 70 zu beleuchten. Im Gegensatz zu vielen populären Sendungen und Magazinen, welche immer wieder darüber berichten, soll die Frage geklärt werden anhand welcher ideologischer Grundlage sich die Studentenbewegung radikalisierte, welche Absichten sie verfolgte und wie sie letztendlich kriminalisiert und zum Erliegen gebracht wurde, ohne auch nur eine ihrer Minimalforderungen durchsetzen zu können. Dies ist eine Kopie meiner Arbeit die, der wirklich kostbaren Sammlung beigegeben, im Archiv der Universität Konstanz verbleibt. (weiterlesen)