Die Veröffentlichung eines weiteren AI-Modells hat bereits ein breites Echo in den Medien erzeugt. Was bewegt mich nun auch noch meinen Senf dazu geben zu müssen? Ich denke wir erleben dieses mal einen echten disruptiven Moment, nicht von der Art wie sich clevere „Techbros“ es wünschen. Diese Disruption bringt Geschäftsmodelle, vor allen Dingen westlicher Techfirmen,zu Fall noch bevor sie richtig abgehoben haben. Dies ist in den Medien meines Wissens noch nicht ausreichend gewürdigt worden.
Wessen Geschäftsmodell?
Nun sind europäische Konzerne bereits weit abgehängt, wenn es um Entwicklungen im IT-Umfeld und insbesondere AI geht. Es können also nur US-Konzerne gemeint sein. In den USA wurde gerade mit dem Regierungswechsel eine Entwicklungsstrategie ausgerufen die Entwicklung von AI stark zu fördern und die Gewinnung der dafür benötigten Energie stark zu vereinfachen und zu verbilligen. Die Börsenkurse, insbesondere jener von Nvidia schwang sich zu neuen Höhen auf, da mit lang anhaltenden fetten Absätzen gerechnet wurde. Desweiteren wird die gewonnene Technologie ja so lange wie möglich geschützt und unter Verschluß gehalten, um Verbraucher über längere Zeit melken zu können und die Gewinninteressen der Erfinder zu schützen.
Was sich nun ändert
Mit der Veröffentlichung von Deepseek erfuhren die Börsenkurse empfindliche Einbußen. Das Geschäftsmodell für das kommende Jahrzehnt ist zunichte gemacht noch ehe die Wertschöpfung auch nur anfangen konnte. Deepseek, soviel konnte wohl jeder Leser den Medien entnehmen, schafft eine vergleichbare Komplexität wie die führenden Modelle (unter anderem ChatGPT) unter nur etwa 5% des Aufwands an Energie und Rechenleistung. Die Modelle können günstig trainiert werden, sie können günstig betrieben werden, es werden wesentlich weniger GPU-Chips benötigt als man bisher dachte und vor allem für den Endverbraucher wird es drastisch günstiger. Dazu ist das Modell nun nicht unter Verschluß sondern Open Source und für jedermann zugänglich. Ja, wir Ottonormalverbraucher können das jetzt einsetzen, werden nicht bis zum Umfallen gemolken werden, für jeden Kleinunternehmer ist das ein enormer Gewinn.
Deepseek wird trotzdem noch genügend Gewinn einfahren, indem beispielsweise Anbieter Zugriff zu Rechenleistungen mit dem kolossal Großen Modell anbieten, welches Experten zufolge ja nun auch ChatGPT in den Schatten stellt. Aber es ist jetzt schon so günstig, ich würde sagen mit fünf Euros kommt ihr ein paar Monate aus.
Das ganze ist nun kein Geheimwissen, ihr könnt das Modell auch hier einsehen. Auf dem Heimcomputer einsetzen kann man so ein riesiges Modell nicht, aber eine verkleinerte Version, welche für die meisten Zwecke immer noch sehr leistungsfähig ist, kann leicht einsetzen indem man zum Beispiel ein Werkzeug wie Ollama einsetzt.
Ich denke die Implikationen für die Zukunft werden zur Zeit noch unterschätzt. Mit einer Berichterstattung über ein angebliches Datenleck beim Entwickler wird momentan versucht zurückzubeißen und irgendwie das Vertrauen in die Entwickler zu untergraben. Bei einem Projekt, welches ohnehin schon Open Source ist und sich bereits an die Spitze der meistverwendeten AI-Modelle gesetzt hat, wird das wenig Auswirkungen haben.